Montag, 17. März 2014

Verkehrte Jupiterwelt?

(16.3.2014, Aufnahmezeitpunkt 19.20 Uhr UTC, 10"-Meade SCT+DMK31+Grünfilter)

Am Sonntag Abend, den 16. März 2014 habe ich wieder einmal den Jupiter beobachtet. Zwei Sachen fielen mir gleich auf: Der Große Rote Fleck und nicht weit entfernt ein dunkler Punkt. "Aha, ein Mondschatten", dachte ich mir und ging zum Computer, um die Details nachzusehen. Ich staunte nicht schlecht, als das Programm ausspuckte, es sei zu der Zeit kein Schattenvorübergang, sondern nur der Durchgang des Mondes Ganymed vor der Scheibe. Ganymed so dunkel wie ein Schatten? Das hatte ich noch nie gesehen. Ich dachte einen Moment lang auch an einen frischen Einschlagort eines kleinen Asteroiden oder Kometen, so wie 1994 beim Einschlag der Fragmente des Kometen Shoemaker-Levy 9.

Üblicherweise ist es doch so: Ganymed ist der größte und hellste der Galileischen Monde. Wenn der Mond vor das Planetenscheibchen tritt, kann man ihn in Randnähe noch ganz gut sehen, weil er heller ist als die Randbezirke des Planetenscheibchens. Je weiter er vor die helle Scheibe tritt, desto schlechter wird die Sichtbarkeit, weil der Kontrast abnimmt. Wenn die Seeing-Bedingungen nicht gut sind und man nicht genau weiß, wo man hinschauen muss, übersieht man einen Mond im Durchgang gerne. Nicht so gestern Abend: Ganymed war auf den ersten Blick als dunkler Fleck vor dem Hintergrund einer relativ hellen Zone zu sehen. Das Foto zeigt, dass er nicht ganz so pechschwarz wie ein Schatten war.

Vielleicht war der Jupiter ja auch noch von anderen beobachtet und fotografiert worden. Tatsächlich: Auf http://alpo-j.asahikawa-med.ac.jp/indexE.htm , Auswahl Planet Jupiter und Datum 16. März sind ähnliche Bilder zu finden, z.T. auch höher aufgelöst als meine. Da ist nun klar zu sehen, dass es sich um den Mond Ganymed handelt. Also kein Einschlag o.ä. Aber verinnerlicht, dass Ganymed eine so geringe Flächenhelligkeit haben soll, habe ich immer noch nicht.

Einige Stunden später war dann tatsächlich der Schatten von Ganymed auf der Jupiterscheibe sichtbar - zeitweise sogar zusammen mit dem Schatten von Io. Auf dem obigen Foto steht Io noch links (östlich) der Jupiterscheibe.

Martin Federspiel

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